2026 ist für das Glücksspiel in Deutschland ein spannendes Jahr. Schon 2021, bei Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags, wurde 2026 als Jahr der Evaluierung festgelegt. Nun soll in Diskussionsrunden geprüft werden, ob die Ziele erreicht wurden und ob mögliche Veränderungen geben soll.
Die Notwendigkeit ergibt sich allein aus der gestiegenen Nachfrage. Besonders im Online-Sektor sind Automatenspiele wie Book of Dead, Sportwettenangebote und auch Pokermöglichkeiten gefragter als noch vor 2021. In den letzten Jahren kam es allerdings in vielen Bereichen zu Kritik, ein zentrales Thema der Evaluation dürfte die noch nicht vollständig gelungene Kanalisierung des Glücksspiels in den legalen Markt sein.
Worüber voraussichtlich gesprochen wird, welche Veränderungen es geben könnte und wie es voraussichtlich ab 2028 weitergeht, wird nachfolgend genauer erläutert.
Wie erfolgreich ist der Glücksspielstaatsvertrag wirklich?
Der am 1. Juli 2021 in Kraft getretene Glücksspielstaatsvertrag war in Deutschland der erste Versuch einer bundesweit einheitlichen Regulierung des Glücksspiels. Er läuft im Jahr 2028 aus, bis dahin müssen im Rahmen von Evaluierungsgesprächen Erfolg und Zukunftspläne festgelegt werden.
Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörte seinerzeit der Spielerschutz, der durch die Einführung eines bundesweiten Sperrsystems (OASIS) optimiert wurde. Jedes in Deutschland lizenzierte Glücksspielangebot ist an diese Sperrdatei angeschlossen und ermöglicht eine bessere Kontrolle über das Spielverhalten von Nutzern. Sperrmaßnahmen gelten nicht mehr anbieterbezogen, sondern bundesweit. Spieler haben die Möglichkeit einer Selbstsperrung, können aber auch durch Initiativen Dritter oder durch Spielanbieter selbst vom Glücksspiel ausgeschlossen werden.
Eine Bilanz aus 2024 zeigt, dass sich das System erfolgreich etabliert hat. In der zentralen Sperrdatei waren 2024 rund 307.000 Spielersperren hinterlegt, gültig für 40.000 Betriebsstätten und 8.700 Veranstalter. Pro Monat werden laut Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt 425 Millionen Abfragen getätigt, im gesamten Jahr 2024 belief sich die Zahl auf fünf Milliarden.
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Spielersperrdatei nicht nur erfolgreich ist, sondern auch von Anbietern und Besuchern gleichermaßen akzeptiert wird. OASIS verhindert, dass gefährdete Spieler bei einem Anbieter ausgeschlossen werden und beim nächsten Betreiber weiterspielen.
Graubereiche sind in Deutschland weiterhin aktiv
Schlagworte wie die Suche nach Casinos ohne OASIS sind in der Google-Suche nach wie vor häufig. Damit zeigt sich die Kehrseite der bisher erfolgreichen Maßnahmen. Gesperrte Spieler versuchen (teilweise) aktiv gegen OASIS vorzugehen und suchen nach Graumarktangeboten, für die das Sperrsystem nicht gilt.
Das sind primär Anbieter mit Lizenzen aus Malta, stellenweise aber auch aus Curacao. Der Glücksspielstaatsvertrag schließt die Teilnahme bei solchen Spielanbietern aus, es gibt aber Streitigkeiten zu diesem Thema.
So argumentieren maltesische Behörden, dass sie im Rahmen der EU-Dienstleistungsfreiheit eigentlich zur Bereitstellung ihres Angebots auf dem deutschen Markt berechtigt seien. Ob das der Fall ist, wird auch vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt. Das Urteil wird noch 2025 erwartet und dürfte für den Evaluierungsprozess in 2026 von großer Bedeutung sein.
Glücksspielvertrag soll bereits 2026 angepasst werden
Obwohl der eigentliche Staatsvertrag bis 2028 gültig ist, soll es spätestens 2026 bereits zu Anpassungen kommen. Das ergibt sich aus der am 8. Juli 2025 notifizierten Rohfassung des Zweiten Glücksspieländerungsstaatsvertrags. Ziel ist es, ihn im Frühjahr 2026 ratifizieren zu lassen, sodass er spätestens im Mai 2026 in Kraft treten könnte.
Bei der Innenministerkonferenz 2025 war man übereingekommen, dass es mehr Befugnisse für die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder braucht. Bei den geplanten Änderungen geht es daher primär um eine Erweiterung der rechtlichen Befugnisse im Bezug auf Netzsperren. Ziel soll sein, dass nicht mehr nur Anbieter von Inhalten, sondern auch Anbieter von Internetzugängen zur Blockade von illegalen Glücksspielangeboten verpflichtet werden können. Dabei soll es künftig keine Rolle mehr spielen, wer für die eigentlichen Inhalte verantwortlich ist.
Potenziell soll es zudem möglich werden, selektive Maßnahmen zu ergreifen. So müssten beispielsweise Angebote nicht mehr vollständig gesperrt werden, wenn einzelne Inhalte des Angebots entfernt werden können.
Entlastung der GGL soll bereits 2026 möglich werden
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ist allein für die Regulierung des Glücksspiels in Deutschland zuständig. Um die Behörde künftig zu entlasten, soll der Verwaltungsrat nur noch bei Vertragsabschlüssen mit einem Volumen von mindestens 100.000 aktiv werden müssen. Die Prüfungen der Jahresabschlüsse soll hingegen vereinfacht werden. Lediglich der Rechnungshof in Sachsen-Anhalt und das Innenministerium sollen künftig zuständig sein, bisher mussten sich alle Landesrechnungshöfe beteiligen.
Im Gesamtblick dienen die Maßnahmen vor allem der Entlastung der GGL und der Erweiterung ihrer Kompetenzen. Verwaltungsratssitzungen sollen künftig unter dem Gebot der Vertraulichkeit durchgeführt werden, Verwaltungsaufwände sind zu reduzieren.
In Kraft treten die geplanten Änderungen nur dann, wenn alle 16 Landesparlamente einstimmig zustimmen. Aufgrund der politischen Mehrheiten in den Bundesländern Thüringen und Sachsen könnte es Schwierigkeiten beim bisher geplanten Zeitrahmen geben.
Mögliche Anpassungen ab 2028 sind bereits in Planung
Zahlreiche Punkte der Innenministerdebatte sind bislang nicht in die Änderungspläne für 2026 mit aufgenommen worden, dürften aber im Rahmen der Evaluierung erneut auf den Tisch kommen.
Ein Thema wird dann auch das IP-Blocking sein, das nicht mehr nur für Anbieter selbst gelten soll. Mögliche Pläne schließen Blockaden von Werbeanbietern mit ein, wenn sie mit Glücksspielangeboten ohne Lizenz werben. Damit wären Werbenetzwerke und Affiliate-Portale besonders betroffen. Kritiker sehen eine Gefahr für die Meinungs- und Pressefreiheit und zu restriktive Blockmaßnahmen. Um in diesem Bereich tätig zu werden, braucht es intensive rechtliche Prüfungen, damit die Pläne nicht daran scheitern.
Grundlegend basieren die Evaluierungsgespräche auf drei Studien, die sich primär mit Glücksspielwerbung, technischen Schutzmaßnahmen und dem Schwarzmarkt beschäftigen. Am 31. Dezember 2026 soll der Bericht auf den Tischen liegen, die Studienergebnisse werden hier eine Rolle spielen. Wissenschaftliche Standards sind bei Evaluierungen und Neuentscheidungen wichtig, um die Qualität der neuen Maßnahmen sicherzustellen.
In vielen Medienberichten wird nach restriktiveren Maßnahmen gerufen, vor allem Werbeverbote sind immer wieder Thema. Gegner dieser noch strengeren Politik argumentieren mit der Attraktivität des Marktes. Restriktionen müssen immer auch im wirtschaftlichen Kontext stehen.
So hat die in Deutschland aktive Spieleinsatzsteuer beispielsweise zur Folge, dass Glücksspielanbieter die Auszahlungsraten reduzieren müssen. Das könnte im Umkehrschluss dazu führen, dass Spieler finanziell lukrativere Angebote aus dem Ausland bevorzugen. Im Hinblick auf die Kanalisierung sind solche Punkte relevant. Gleiches gilt auch für ein eingeschränktes Spielangebot, wie es in Deutschland noch vorherrscht.
Tischspiele sind grundlegend verboten, Poker stellt hier die große Ausnahme dar. Interessenverbände fordert seit längerer Zeit eine Regulierung für Tischspiele im Onlinesektor, anstelle eines Verbotes. Auch solche Themen dürften im Rahmen der Evaluierung auf den Tisch kommen.

